am 23. Juni

Wäldlesfest

Festbuch

100 Jahre MGV

Jahresbericht für das Jahr 1930

Die erste Aktivität im neuen Jahr war die Mitwirkung bei der Toten-Gedenkfeier für die Gefallenen des Weltkrieges am ersten März-Sonntag; hierbei wurden die beiden Chöre „Morgenrot“ und „Das Gebet fürs Vaterland“ vorgetragen und fanden allgemeine Anerkennung.

Hierauf setzte in den Proben ein eifriges Proben ein, in Vorbereitung auf den Vereinsausflug nach Offenau und das am 2. Juni in Bauerbach stattfindende Gausänger-Fest.

Auf 11. Mai war der Ausflug nach Offenau angesetzt und wurde da auch durchgeführt.

Der 11. Mai war deshalb vorgesehen, weil man hoffte, an diesem Tag auch in das Salzbergwerk in Kochendorf einfahren zu können. Welche Hoffnung jedoch kurz vor dem festgesetzten Tag ins Wasser fiel, da der Andrang zu groß war. Am 11. Mai morgens vier erfolgte die Abfahrt mittels Kraftomnibussen, gestellt von Peter Göpferich aus Bauerbach.

Leider blieb die Stimmung zum Anfang an etwas gedrückt, da schon bei der Sammlung ein ergiebiger Regen einsetzte, der fast dauernd mit kleinen Unterbrechungen, auch anhielt und die sonst herrliche Fahrt durch das schöne Neckartal verdüsterte. Die Fahrt selbst ging glatt von statten und kurz nach Mittag war Offenau erreicht, allwo eine gastfreundliche Wirtin ein gutes und reichliches Mittagessen in Bereitschaft hatte.

Der Nachmittag war sodann ausgefüllt in sangesfreundlicher Harmonie mit den Sängern aus Offenau durch Vortrag von Volksliedern und verschiedenen heiteren Stücken, wobei Rede und Gegenrede wechselten und zuletzt auch das Tanzbein zu seinem Recht kam.

Hierdurch war der ursprünglich geplante Aufbruch aus Offenau in die Länge gegangen und die Trennung aus Offenau, hinsichtlich so mancher holden Schönen, war nicht so einfach. Ein wunderschöner Ausblick war sodann den Teilnehmern noch beschieden aus der Glas-Halle des Mathilden-Bads in Wimpfen, weil man im herrlichen Abendsonnenschein weite Strecken des Neckartales vor sich hatte. Wohlbehalten kam man ins heimatliche Dorf zurück und war auch der Wettergott, wie des Öfteren im abgelaufenen Jahr, nicht besonders freundlich gestimmt, so war trotz allem festzustellen, dass sich der Sängerhumor nicht leicht unterjochen lässt und der Tag gewiss bei der Allgemeinheit in guter Erinnerung bleiben wird.

Am 2. Juni fand sodann das Gausängerfest im nahen Bauerbach statt. Sei es nun, dass ein besonders unglücklicher Stern an diesem Tag über dem Verein gestanden oder dass gewisse Intrigen der maßgebenden Stellen ihr Unwesen walten ließen, so war das Resultat für den Verein kein Gutes und soll deshalb hier nicht in Einzelheiten vermerkt werden. Allein ein schlechter Sänger, der nicht auch einmal eine Niederlage verschmerzen kann. Das am 31. August stattfindende Gartenfest im Adlergarten hatte einen recht guten Zuspruch von Seiten der Einwohnerschaft zu verzeichnen; allein der finanzielle Erfolg war weniger gut, was ganz deutlich die allgemein schlechte wirtschaftliche Lage kennzeichnet.

Nachdem nun zu Anfang Dezember die Grundlage für eine Weihnachtsaufführung bereits getroffen war, hat man sich, verschiedener Umstände wegen, hierzu nicht getroffen, fand sich aber als Ersatz dafür am Fastnachtsdienstag im Adlersaal im engeren Kreis der Vereinsmitglieder zusammen. Welcher Abend im Allgemeinen einen recht befriedigenden Verlauf nahm, trotzdem noch so mancher hätte Platz finden können. Die mannigfaltigen Opfer und Mühen des verehrten und selbstlosen Vereinsdirigenten, Herrn Oberlehrer Buntru sowie der Theaterspieler und Einzelsänger sei auch hiermit in dankbarer Weise gedacht.

Stand der Mitglieder war bei der letzten Generalversammlung 127, ausgetreten sind 14, neu zugegangen 4, somit heutiger Stand 117.

Gesangsproben waren es 43 im verflossenen Jahr. Bei Beerdigungen trat die Sängerschar zwei Mal in Tätigkeit.

Trotz der schweren Zeiten und der allgemeinen trüben Zukunft, sei allen echten Sangesbrüdern und Gesangsfreunden das inhaltsreiche Wort zur Beherzigung zugerufen:

Klinge, Lied durch Gau und Mark,

Mach uns froh und fromm und stark,

Deutscher Sang und deutsches Gemüt

Grüßen dich in unserm Lied.

Flehingen, am 1. März 1931

Franz Stäb

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